Am Abend des 6. September 2022 fand der mit Spannung erwartete Vortrag des
renommierten Sparkassenexperten Professor Ralf Jasny (Foto links) von
der Universität Frankfurt am Main in den Räumlichkeiten der Westsächsischen Zeitung statt.
Moderiert wurde die Veranstaltung mit anschließender Diskussion von unserem
Vereinsvorsitzenden, Ronny Weber (Foto
rechts), der auch Gastgeber des Abends war.
Einige geladene Gäste
blieben der Veranstaltung mit dem Argument „Sparkasse Zwickau? Das hat
doch mit mir nichts zu tun!“ fern. Dem widersprach Professor Jasny mit
einem einfachen Beispiel: „Einzige Möglichkeit, sich der Sparkasse zu
entziehen ist, Sie ziehen um. Sobald Sie jedoch da wohnen, sind Sie
betroffen, ob Sie wollen oder nicht. Macht die Sparkasse Gewinn, fließt
Geld zum Beispiel in Form von Gewerbesteuern in die Gemeindekasse. Damit
kann die Verwaltung dann Projekte wie die Sanierung öffentlicher
Gebäude (Kitas, Schulen) oder Straßen finanzieren und so weiter. Werden
aber, wie hier in Zwickau geschehen, mehrere Millionen Euro Verlust
erwirtschaftet, dann fordert die Sparkasse sogar Geld vom Finanzamt
zurück. Damit sind nicht nur bereits geplante Projekte in Gefahr,
sondern unter Umständen der gesamte Haushalt einer Stadt. So wie 2020 in
Zwickau, als eine Haushaltssperre drohte, weil die Sparkasse wegen
ihrer Aktiengeschäfte in Schieflage geriet“.
Jasny
weiter: „Ist es etwas Ungewöhnliches, dass die Sparkasse Verlust
ausweist? Ja. Denn von 376 Sparkassen in Deutschland gab es 2020 gerade
mal 2, die Verluste ausgewiesen haben. Eine davon ist die Sparkasse
Zwickau, unter anderem wegen der 47 Millionen, die wir schon kennen.
2021 wurden nochmals Verluste ausgewiesen. Da waren aber noch keine
Marktturbulenzen und keine Abschreibungen in Größenordnungen. Die
Prognose für 2022 ist ebenfalls nicht gut.“ In diesem Zusammenhang
spricht Jasny sogar über einen möglichen Verlust von rund 100 Millionen
Euro im laufenden Jahr, den die Sparkasse Zwickau in ihrer Prognose
selbst veranschlagt.
Wer trägt nun die Verantwortung für diese
Entwicklung? Laut Aussage des Professors eindeutig die Verwaltungsräte
unter der Leitung von Landrat Christoph Scheurer und Oberbürgermeisterin
Pia Findeiß, später Constance Arndt. Das Hauptproblem sei jedoch, dass
die meisten der Verwaltungsratsmitglieder vom Bankgeschäft keine Ahnung
haben. Jasny: „In Deutschland braucht man für alles eine Genehmigung und
Qualifizierungsnachweise. Wenn Sie ein Moped fahren wollen, brauchen
Sie einen Führerschein. Wenn Sie Verwaltungsrat einer Sparkasse werden
wollen, reicht es aus, wenn Sie 18 Jahre alt sind. Damit ist eigentlich
alles gesagt.“
Ein weiteres Thema des Abends waren die Verflechtungen
und Abhängigkeiten zwischen den Verwaltungsräten und der Sparkasse.
Sobald Gelder in Form von Krediten oder anderen Zuwendungen wie Spenden
für einen Verein, bei dem ein Verwaltungsratsmitglied im Vorstand sitzt,
fließen, ist eine wirksame Kontrolle praktisch nicht mehr möglich. All
das ist hier in Zwickau nachweislich der Fall.
Wer sich das Video
anschauen möchte, sollte sich unbedingt die Zeit dafür nehmen, um den
Zusammenhang zu verstehen. Hier geht's zum Vortrag bei YouTube